Wir freuen uns an den faszinierend glitzernden Schätzen in der Vitrine, wissen aber auch, dass die Fälle, wo Mineralien fast unverschmutzt geborgen werden können, nicht die Regel sind. Somit gehört die Wahl der in jeder Hinsicht sichersten und effektivsten Reinigungsmethode zu den grundlegendsten und wichtigsten Entscheidungen, die der Sammler immer wieder zu fällen hat. Die Nichtbeachtung dieser Tatsache kann zu Enttäuschungen und unter Umständen zu folgenschweren Verlusten führen. Für die korrekte Vorbereitung des Reinigungsprozesses sollten unbedingt die folgenden Basisinformationen verfügbar sein:
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Chemische Zusammensetzung der zu reinigenden Mineralien |
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Chemische Zusammensetzung der Verschmutzungen |
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Verhalten der zu reinigenden Mineralien gegenüber physikalischen und chemischen Einflüssen |
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Chemische Zusammensetzung und Wirkungsweise der zur Wahl stehenden Chemikalien und käuflichen Reinigungsmittel |
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Wirkungsweise physikalischer Reinigungsmethoden |
Im Falle von Mineralparagnesen ist für jedes darin vertretene Mineral eine besondere Beurteilung notwendig, desgleichen für Art und Grad der Verschmutzung. Je nach der Zusammensetzung der Paragnese kann die Zahl der Reinigungsmöglichkeiten starken Einschränkungen unterliegen. Ausserdem ist der Tatsache Rechnung zu tragen, dass die chemische und physikalische Stabilität gewisser Mineralien fundortabhängig sein und stark variieren kann (Baryt, Fluorit).
Wenn immer möglich, sollte auf den Einsatz von Chemikalien und starken Reinigungsmitteln verzichtet werden, da sie generell ätzende und zum Teil sehr toxische Eigenschaften besitzen und ökologische Folgeprobleme aufwerfen, welche mit der Infrastruktur eines normalen Haushalts nicht korrekt zu lösen sind. Wenn er aber doch nicht zu umgehen ist, dann empfiehlt sich ein schrittweises Vorgehen durch Vorversuche an Bruchstücken oder qualitativ schlechterem, gleichartigem Material und das Einholen des Rates erfahrener Sammler.
Wie geht man nun am besten vor?
Bewährt hat sich das folgende schrittweise Vorgehen:
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Genaue Inspektion der Stufe, eventuell mit Lupe oder Binokular, zwecks Bestimmung der Paragnese |
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Beurteilung von Stabilität und Empfindlichkeit des Stückes (Mineralien und Matrix) |
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Beurteilung der Verschmutzung |
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Entscheid über die Reinigungsmethode und die Art des Reinigungsmittels |
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Vor jeder Nassreinigung gründliche Wässerung des Stückes, um Poren und Haarrisse zu verschliessen |
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Vorversuche, anschliessend gewählte Reinigungsmethode durchführen |
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Nach jeder Reinigung mit chemischen Mitteln korrekte Neutralisation und anschliessend ausgiebige Wässerung (Waschwasser mehrmals wechseln) |
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Beurteilung des Resultats, eventuell neuer Entscheid über eine weitere Reinigungsrunde. |
Bei allen Reinigungsarbeiten müssen wir aber auch danach trachten, die Mineralstufe in ihrer natürlichen Beschaffenheit zu erhalten, um die spezifische Aussage des Sammlungsstückes nicht zu beeinträchtigen, zu verändern oder gar zu zerstören. Auch für das Auge störende Mineralien, wie beispielsweise der Limonit, sind Bestandteil der Paragnese und sind oft fundorttypisch.
Nachstehend finden Sie eine kurze Übersicht über die gebräuchlichsten Reinigungsmittel bzw. -methoden:
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Wasser: fliessend (Dusche, Bach, Regen), Wasserbad, mit Zusatz von Detergentien (Geschirrwaschmitteln), um die Oberflächenspannung des Wassers zu mindern (Verbesserung des Reinigungseffektes)
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Organische Säuren * : Ameisensäure, Essigsäure, Oxalsäure, Citronensäure, Amidosulfonsäure |
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Mineralsäuren * : Salzsäure, Schwefelsäure, Salpetersäure, Phosphorsäure Flusssäure |
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Alkalien * : Harnstoff, Ammoniak (Salmiak), Natronlauge, Soda, Schmierseife |
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Käufliche Reinigungsmittel, welche u. a. die eben erwähnten Chemikalien oder ähnlich wirkende chemische Stoffen enthalten. In diesem Bereich besteht ein vielfältiges Angebot an Kalklösern, Kühlerentrostungsmitteln, Abbeizmitteln der verschiedensten Zusammensetzung und Stärken: Wasserstoffperoxyd-Lösungen.
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Organische Lösungsmittel: Alkohol, Aceton, Benzin |
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Reinigungsbäder bei erhöhter Temperatur (40 - 90° C) |
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Mechanische Reinigung: Pinsel, Bürste, Spatel, Schaber, Nadel, pneumatische Stichel |
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Scheuermittel, Schleifpasten |
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Ultraschallbad, Ultraschallnadel, -Präpariermeissel |
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Sandstrahlen mit Feinstrahlgeräten |
Bevor wir uns der näheren Betrachtung der verschiedensten Reinigungsmethoden zuwenden, möchte der Verfasser auf den umfangreichen Anhang am Schluss des Textteils hinweisen, in welchem Sie die mineralspezifischen Basisinformationen finden, welche Sie für Ihre Entscheide benötigen. Die Listen enthalten die Namen und Eigenschaften von rund 680 Mineralien
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