Dreiband auf Stellung
Nachdem viele Jahre das "Diamondsystem" die einzige Möglichkeit war, um auch beim Dreibandspiel Ordnung in den Spielablauf zu bringen, wurde ca. seit dem Jahre 1970 das Stellungsspiel beim Dreibandspiel kreiert. Vorkämpfer dieses Dreibandspieles auf gehobenem Niveau war der Belgier René Vingerhoedt, der als erster eine Reihe von Figuren in Skizzen festgelegt hat. Nachstehend finden Sie 44 solcher Figuren, bei denen der Ball 2 in der markierten Zone landen soll, um ein problemloses Weiterspiel zu ermöglichen. Die Verbreitung dieses Spielsystems geht selbstverständlich nur sehr langsam vor sich, da der Dreibandspieler zusätzlich zu den bisherigen Problemen noch den Lauf des Balles 2 genau unter Kontrolle bringen muss. Dies führt zu einer Belastung, die dazu führen kann, dass Bälle, die man sonst sicher löst, verfehlt werden. Es verlangt vom Spieler sehr viel Disziplin, sich umzustellen. Misserfolge während der Umstellungsphase führen vielfach dazu, dass man wieder in den alten Trott verfällt und Punkt für Punkt "herunterklopft". Diese 44 angeführten Figuren sind nur eine Auswahl der wichtigsten und können beliebig vermehrt werden. Ob im Einzelfall der Ausfall eine "verkehrte Quart" ergibt oder nicht ist unbedeutend. Wichtig ist die Tatsache, dass die Gruppierung der Bälle im Durchschnitt ein leichteres Weiterspiel ermöglicht.
Diese 44 Figuren sollen vor allem den Spieler anregen, sich über den nächsten Punkt Gedanken zu machen. Darüber hinaus gibt es zusätzlich zwei weitere Methoden, um eine gute Fortsetzung zu suchen:
Sich nicht selbst in Schwierigkeiten bringen!
Beobachten Sie, wenn ein Point gelöst wird und die Fortsetzung sehr schlecht ist. Oftmals ist es ein kleiner Dreibänder im Viertel (kurze Quart), der zu stark gestossen wurde. Ball 2 und Ball 3 laufen ins gegenüberliegende Viertel, der vordem lebhafte Spielball trifft Ball 3 voll und gibt die meiste Kraft ab.
Daher: in solchen Fällen nach Möglichkeit Tempo zu Ball 3. Unter Tempo zu Ball 3 versteht man beim Dreiband einen Abstand von 2 - 4 Ballbreiten. In diesem Bereich kann der Ball 3, der ja beim nächsten Punkt als Anspielball in Frage kommt, noch genau getroffen werden und verstellt andererseits nicht einen Grossteil des Billards, wie es bei kleinen Abständen der Fall ist.
Vereinigung aller Bälle!
Wenden Sie Ihnen geläufige Stellungsstösse aus den Serienspielarten auch beim Dreiband an, nur nicht mit der sonst notwendigen grossen Genauigkeit. Das Weiterspiel ist im Durchschnitt günstiger, wenn alle drei Bälle auf relativ kleinem Raum (Ecke!) vereinigt sind. Viele einfache Doppelbänder, Umkehrstösse, Mösslacher (Renverser), Vorbänder etc. sind eben nur in der Ecke einfach, wo sich bereits auf engstem Raum zwei Banden anbieten.
Zu vermeiden ist auf alle Fälle die Verteilung der Bälle in der Diagonale.
Ein echter Fortschritt ist erst dann erzielt, wenn sich die gute Fortsetzung quasi von selbst ergibt. So wie beim Serienspiel das Tempo bei einem Zieher keine zusätzliche Erschwernis bedeutet, da es bereits ein Bestandteil des Spieles ist, muss auch der Dreibandspieler, wenn er erfolgreich auf Stellung spielen will, viele dieser Überlegungen bereits im Unterbewusstsein anstellen. Dazu ist sehr viel Alleintraining notwendig. Ein Spieler, der seine Trainingspartien ohne Konzentration spielt, wird im Turnier mit Sicherheit scheitern, da die zusätzlichen gedanklichen Anforderungen die Bewegungsvorgänge beeinflussen.
Der Vorsatz vor einer Partie "Heute spiele ich auf Stellung" ist gut gemeint, wird aber kaum durchgehalten. Zu viele Figuren sind auch von der Weltklasse nicht auf Position zu spielen, da die Lösung allein den Spielern bereits voll beansprucht. Wesentlich zielführender ist es, sich einige wenige Stellungsstösse einzuprägen, diese gegebenenfalls in der Partie zu erkennen und dann konsequent anzuwenden. Im Lauf der Zeit kann man sein Repertoir vergrössern und wird dann einen merkbaren Vorteil gegenüber dem Spieler haben, der im Weiterspiel dem Zufall ausgeliefert ist.
Günstige und ungünstige Zonen
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Günstige Zonen Das Billard wird in drei lange Felder geteilt. Die Chancen auf ein gutes Weiterspiel steigen, wenn Ball 2 und Ball 3 in den Randzonen placiert werden. Die Lage des Balles 3 in der Nähe der Bande erleichtert die Möglichkeit der Carambolage. Die Lage aller drei im Mittelfeld ist nach Möglichkeit zu vermeiden; ist bei einer Stellung der Ball 3 im Mittelfeld, soll der Ball 2 in die Randzone gestellt werden. Das ergibt einen sicheren weiteren Punkt. |
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Ungünstige Zonen Hier ist der Raum markiert, den man als Standort für Ball 2 und Ball 3 möglichst meiden soll. Ist der Ball 2 in dieser Zone, muss häufig die dritte Bande erst knapp vor dem Ball 3 getroffen werden. Ist der Ball 3 in der Mitte der kurzen Bande, kann oft nur mittels Gegenbande caramboliert werden. Dieser Abschlag ist besonders von der Beschaffenheit des Billards und des Tuches abhängig. |
Ratschläge
Um Ihnen ein möglichst gutes Rüstzeug für Ihre Partien mitzugeben, finden Sie eine Reihe von Ratschlägen, die Ihnen vielleicht den einen oder anderen Denkanstoss vermitteln können.
1. |
Der Spielball sollte immer rund 10 - 20 cm Abstand zu Ball 2 halten, denn dem Spielball zu nahe stehende Bälle decken sehr viel Billardfläche ab. Damit wird nicht nur die Auswahl an Dessins eingeschränkt, sondern auch die Trefferchance stark vermindert.
Anhand nachstehender Diagramme sehen Sie die Auswirkung nahe stehender Bälle:
Ball 2 steht dem Spielball so nahe, dass rund zwei Drittel der Billardfläche verdeckt werden. |

Der etwas entfernter stehende Ball 2 vergrössert die Fläche, die durch Variieren des Treffens erreicht werden kann, wesentlich. |
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2. |
Vermeiden Sie, den Spielball nahe der Bande zu platzieren. Sie werden dadurch gezwungen, einen Schrägstoss auszuführen, der mangels gespeicherter Gefühlswerte unsicher und aufgrund unterschiedlicher Billardbeschaffenheit zu unkontrollierbaren Reaktionen des Spielballes führt. Ausserdem wird die Möglichkeit, den Spielball tief zu nehmen, stark eingeschränkt. |
3. |
Bevorzugen Sie Lösungen, deren Ablauf nicht tuschgefährdet ist. |
4. |
Der Bandenabschlag ist von der Stossstärke abhängig, deshalb sollten Sie so weit als möglich mit demselben Kraftaufwand spielen, da Sie sich sonst die Berechnung unnötig erschweren. |
5. |
Rollen Sie den Weg des Spielballes verkehrt auf, d. h., verfolgen Sie von Ball 3 ausgehend den Weg zum Spielball zurück, bevor Sie an die Ausführung des Stosses herangehen. |
6. |
Bevorzugen Sie Lösungen, wo man den natürlichen Abprall vom Ball 2 ausnützen kann. Zieh- und Nachlaufwirkungen sind technisch aufwendig und beeinträchtigen die Spielballkontrolle. |
7. |
Beim Abschätzen der Position und der Ballwege immer aufrecht stehen. |
8. |
Das Billard und die Bälle reagieren nicht immer so, wie Sie sich das wünschen; ärgern ändert überhaupt nichts. Betrachten Sie das Spielmaterial als Ihren Partner und versuchen Sie durch einfühlsame Spielweise herauszufinden, wie z. B. die Banden abschlagen oder wie die Reaktionen der Bälle untereinander ablaufen. Eine abwertende Haltung dem Material gegenüber fällt auf Sie zurück, da das eigene Spiel durch die Unzufriedenheit negativ beeinflusst wird. |
9. |
Je schwerer das Spielmaterial einzuschätzen ist, desto exakter muss die Bewegung ausgeführt werden. Der Spielball soll möglichst ruhig ohne Maximaleffekte rollen. Man gewinnt so früher Kenntnisse über die Eigenheiten des Billards. |
10. |
Den Hochstoss nur eingeschränkt verwenden, da dieser kurvigen Lauf erzeugt. Sollen Bälle lange rollen, versuchen Sie bitte einen Punkt etwas über der Mitte zu treffen. |
11. |
Berücksichtigen Sie immer den Einfluss des Balles 2 auf das Effet des Spielballes. |
12. |
Der Blick soll nach dem Abstoss nicht ausschliesslich dem Spielball folgen, sondern auch dem Ball 2. Das ist aber meist nur möglich, wenn man nicht zu nahe am Billard stehen bleibt. |
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